Mittwoch, 9. Juni 2010

Juni, der Monat der Zwillinge steht dem Monat des Schützen gegenüber. So ist denn auch die Symbolik dieser Zeichen genau umgekehrt. Und doch brauchen sie sich gegenseitig.
Welches Zeichen entspricht nun dem Spatz und welches dem Zugvogel?

Auch wenn die Astrologie niemals etwas vorhersagen kann. In Ihrer Symbolik findet man doch immer wieder tiefe Wahrheiten. Mit denen sich spielen, Geschichten schreiben und phantasieren lässt.

Eine Zwillinge/Schützen oder Merkur/Jupiter-Geschichte:

Der Spatz und der Zugvogel


Der Spatz kannte alle Plätzchen in der Stadt, an welchen es etwas zu fressen gab. Besonders die Gartenterrassen der Restaurants oder die Plätze mit den vielen Bänken hatten es ihm angetan, weil die Menschen, die dort so gemütlich ihr Mittagessen oder ihr Zvieri genossen, immer etwas für ihn übrig liessen. Als er an einem wunder-schönen Frühlingstag die Brosamen der Nussgipfel, Pizzas und Kuchen aufpickte, landete dicht neben ihm ein Zugvogel. So einen Vogel hatte der Spatz noch nie gesehen und so fragte er, so frech wie es nur Spatzen können, wer er sei und woher er denn komme. "Von weit her komme ich", antwortete der Zugvogel, "aber das verstehst du ja doch nicht", und machte sich daran dem Spatz die letzten Brosamen vor dem Schnabel wegzupicken. Eigentlich ärgerte dies den Spatz und er fand es recht unhöflich, doch da er noch viele solche Plätzchen kannte, liess er in gewähren. Als sich der Zugvogel vollgefressen hatte, fragte er ihn noch einmal. Nun erzähle ihm der Zugvogel von seiner langen Reise, von den Wäldern und Seen, von fernen Ländern und vom Meer. Da musste der Spatz zugeben, dass er wirklich nichts davon verstand. Er kannte nur die Stadt, in der er aufgewachsen war, die vielen Nischen, in die er sich zurückzog, wenn es kalt war oder regnete, die Bäume auf deren Äste er sich oft niederliess und wo er zu singen pflegte, wenn es ihm besonders gut ging, die vielen Plätze, wo es zu fressen gab und die Katzen, vor denen er sich in acht nehmen musste. Von fernen Ländern allerdings, hatte er noch nie etwas gehört und er schämte sich ein wenig. Da er aber, wie alle Spatzen, sehr gesprächig war, erzählte er ihm von seiner kleinen Welt. Als er so richtig in Fahrt war, und weil ihm der Zugvogel so interessiert zuhörte, erzählte er ihm auch Erlebnisse, die gar nie passiert waren. Als ihm beim besten Willen nichts mehr in denn Sinn kam, begann ihm der Zugvogel von den anderen Städten zu erzählen. Natürlich kannte er keine so genau wie der Spatz, dafür kannte er viele Städte auf der ganzen Welt. Er sagte ihm auch, dass er eigentlich ganz gerne einmal für längere Zeit in einer Stadt bleiben würde, so dass er die vielen Dinge, die es da gab, selber kennenlernen könnte, und dass das halt eben nicht ginge, weil er die Kälte im Winter nicht aushalten könnte. Da die beiden so gut zusammen sprechen konnten, beschlossen sie Freunde zu werden. Der Spatz zeigte ihm jeden Winkel, jeden Baum und jede Gartenterrasse der Stadt, während ihm der Zugvogel noch mehr von fernen Ländern und Kontinenten erzählte.
Es wurde Herbst und damit für den Zugvogel Zeit aufzubrechen. Gerne wäre der Spatz auch mitgegangen, doch würden ihn seine Flügel kaum so weit tragen. Daher beschlossen die beiden, sich im nächsten Jahr wieder an derselben Stelle zu treffen und sich die neusten Geschichten zu erzählen. So verabschiedete sich der Zugvogel und flog davon. Sehnsüchtig schaute ihm der Spatz nach. Als er ihn am unendlichen Himmel aus den Augen verlor, flog er zu den anderen Spatzen und begann zu erzählen. Er erzählte ihnen von den Wäldern und Seen, von fernen Ländern, Kontinenten, vom Meer.... und obwohl kein anderer Spatz je von den fernen Ländern gehört hatte , nickte ihm doch jeder wohlwissend zu.


© Urs Zimmermann

1 Kommentar:

Ursula Gosteli hat gesagt…

Schön, diese Geschichte, vielen Dank